Am 6. Januar 2023 fing unsere Reise an. Früh morgens stiegen wir in das Flugzeug – voller Vorfreude auf das, was uns erwarten würde. Mitten in der Nacht kamen wir in Gambia an und wurden am Flughafen vom Kindergartenleiter Simon abgeholt, der uns herzlich willkommen hieß. Auf dem Kindergartengelände angekommen bestand die erste Herausforderung darin, unsere vier schweren Koffer gemeinsam mit Simon und den Nachtwächtern die steile Treppe in das Praktikanten-Apartment hinaufzutragen. Simon zeigte uns alles und lud uns im Anschluss auch schon direkt zu einer Veranstaltung am Wochenende ein, worüber wir uns sehr freuten. Kaum waren wir alleine, wurde unsschlagartig klar, dass wir nun wirklich alleine mitten in Gambia waren.
In der ersten Nacht konnten wir beide leider nicht viel schlafen. Grund dafür war die Geräuschkulisse: Ein lautes,metallisches Scharren ließ die Sorge in uns aufkommen, dass wir in Kürze unsere Betten mit einer, im Reiseführererwähnten, Hamsterratte teilen würden. Zu unserer Beruhigung stellte sich am nächsten Tag jedoch heraus, dass das Wellblechdach ein beliebter Treffpunkt der heimischen, nicht gerade kleinen Echsen und Vögel ist.
Unter der Obhut von Fatou, einer Patentochter der Gründer*innen, haben wir das Wochenende gut überstanden. Vonunserem ersten Tag an im Kindergarten wurden wir von allen Lehrer*innen herzlich willkommen geheißen. Auch dieKinder kamen direkt auf uns zu. Wir nahmen uns vor, in der ersten Woche alle Kindergartengruppen zu besuchen, blieben dann aber bei „Level
One“ hängen. Die kleinsten Kinder des KLG mit circa 4 – 6 Jahren hatten uns sofort um den Finger gewickelt. Die darauf folgenden Wochen wechselten wir zwischen den verschiedenen Kindergartengruppen hin und her. Während wir bei den etwas Älteren bereits Spiele wie „Ecken rechnen“ oder Memory spielen konnten, halfen wir bei den Kleineren eher dabei, den Umgang mit Stiften zu üben, Geschichten vorzulesen oder Arbeitsblätter vorzubereiten. Schnell waren wir dazu in der Lage, das Können der Kinder einzuschätzen. Uns fiel beispielsweise direkt die mangelnde Teamfähigkeit bei den Älteren und eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne bei den Jüngeren auf, was es uns erschwerte, ausgedachte Spiele oder Aufgaben durchzuführen. Manchmal stellte uns auch die sprachliche Barriere vor Herausforderungen, die wir allerdings schnell durch Kreativität und Improvisation überwinden konnten.
Außerdem wurde in den verschiedensten Unterrichtseinheiten stets viel Wert auf Gesang und Tanz gelegt. Somit waren die Kinder begeistert, wenn auch wir gemeinsam mit ihnen Lieder sangen und Tänze einstudierten. Es war erstaunlich zu sehen, wie schnell sich die Kinder an uns gewöhnten und uns als Teil ihres Alltags akzeptierten. Einweiterer Höhepunkt unseres Aufenthalts war ein Tag, an dem die Klassen in verschiedenen sportlichen Aktivitäten gegeneinander antraten. Es war ein Tag voller Energie, Spaß und Wettbewerb. Wir hatten die Möglichkeit, die Kinder bei ihren sportlichen Leistungen anzufeuern und sie zu motivieren. Es war schön zu sehen, wie begeistert die Kinderwaren und wie sehr sie sich auf diesen Tag vorbereitet hatten. Wir haben uns gefreut, Teil dieses ereignisreichen Tages sein zu dürfen.
Neben unserer Arbeit in den Kindergartengruppen waren wir auch eine Woche in der Küche tätig, wo wir die Möglichkeit hatten, traditionelle Gerichte kennenzulernen und zuzubereiten.
Außerhalb unserer Arbeitszeiten haben wir ebenfalls viel unternommen und konnten so die Kultur noch um einigesbesser kennenlernen. Wir haben viele Menschen getroffen, die uns das Land und die Traditionen näher gebracht haben. Wir durften mehrere Hochzeiten miterleben und wurden zu Familienfesten und Naming Ceremonies eingeladen, bei denen wir traditionelle Tänze und Musik erleben konnten. Es war schön zu sehen, wie stolz die Menschen auf ihre Kultur und Traditionen sind und wie bereitwillig sie uns daran teilhaben ließen. Zudem haben wir unterschiedliche Ausflüge unternommen, bei denen wir die Natur, Dörfer, lokale Märkte und das Handwerk Gambias entdecken konnten. Natürlich haben wir auch viel Zeit am Meer verbracht.
Es kostete etwas Überwindung, uns für den öffentlichen Transport an den Straßenrand zu stellen und Autosanzuhalten, doch es fiel uns von Mal zu Mal leichter und hat uns rückblickend geholfen, selbstsicherer und offener auf Menschen zuzugehen. Allerdings ist die Verkehrssituation in Gambia recht unübersichtlich und nicht immer ungefährlich. Vor allem die kleinsten Verkehrsteilnehmer*innen, Kinder, müssen lernen, sehr vorsichtig zu sein.Deswegen haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den Kindern im Kindergarten diesen Umgang zu vermitteln. Zusammen mit den Kindergärtner*innen organisierten wir einen mehrtägigen Workshop zum Thema Verkehrserziehung. Die Planung nahm viel Zeit in Anspruch, doch letztendlich schafften wir einen organisierten Ablauf und bekamen sogar Unterstützung von zwei Polizistinnen, welche für die Sicherheit der Kinder sorgten, als wir mitihnen am Jabanjelly Highway das Überqueren der Straße übten.
Unser Praktikum im Kindergarten Linden in Jabang war eine unglaubliche Erfahrung. Wir konnten nicht nur praktische Erfahrungen im pädagogischen Bereich sammeln, sondern auch eine andere Kultur, Mentalität und so vieles mehr kennenlernen. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten und immer neuen Herausforderungen haben wir uns in kurzer Zeit gut eingelebt und konnten einen positiven Beitrag zur Entwicklung der Kinder leisten. Vor allem in Bezug auf den kulturellen Austausch werden die Kinder durch den regelmäßigen Kontakt mit Praktikant*innen schon in jungem Alter für den Wert kultureller Vielfalt sensibilisiert. Alle haben sich nicht auf die Unterschiede, sondern auf die Gemeinsamkeiten konzentriert und versucht, voneinander zu lernen. So konnten wir erleben, wie Anerkennung, Offenheit und Respekt der Kinder uns als „Fremden“ gegenüber zunehmend zur Selbstverständlichkeit wurden.
Die Kinder sind uns in kurzer Zeit sehr ans Herz gewachsen und auch ihnen schien der Abschied teils schwer zu fallen.
Das Praktikum hat uns gezeigt, wie wichtig ehrenamtliches Engagement ist und wie viel Freude es bringen kann. Wir sind dankbar für diese wertvolle Erfahrung. Eine Erfahrung, die uns vermutlich in unserem weiteren beruflichen Werdegang beeinflussen wird, uns aber vor allem in unserer persönlichen Entwicklung nachhaltig geprägt hat.